Heute habe ich die Beurteilung des Vorhabens "jterms" per Post bekommen. Kurz gesagt: Ich bin begeistert von der Reaktion des Projektträgers, bzw. der Verantwortlichen dort, die den Bericht verfasst haben! Wobei es ist leider nicht ersichtlich, wer der Verfasser des Berichts ist. Man merkt aber, dass das was ich hier im Blog schreibe, dort verfolgt wird.
Ich möchte nicht die komplette Beurteilung jetzt zitieren, sondern eher versuchen die wichtigsten Aussagen kurz zu fassen und für zwei-drei dort genannten Punkte Gegendarstellung abgeben. Bevor ich das aber tue: dank diesem Bericht habe ich ein neues Wort kennen gelernt: "Larmoyanz":
"(von französisch larme, ‚Träne‘) ist ein bildungssprachliches und (heute) abschätziges Lehnwort für Rührseligkeit und sentimentale Überempfindlichkeit bis zur Wehleidigkeit, Tränenseligkeit und zu ausgeprägtem Selbstmitleid."[wikipedia]"Die teilweise larmoyant anmutende Berichterstattung im Blog [...] macht keinen vertrauenserweckenden Eindruck bzgl. der weiteren Unternehmensentwicklung." Wow, als ich die Bedeutung dieses Worts verstanden habe, dachte ich zuerst: "Bin ich eine Heulsuse?" Nach ein Paar Minuten Nachdenkens glaube ich das aber nicht. Ich versuche stets meine Empfindungen über eine bestimmte Situation zu schildern und ich versuche immer zu analysieren, was die möglichen Ursachen es sind, die zur der Situtuation geführt haben (könnten). Manchmal ist die Berichterstattung bewusst provokativ (meine ich) aber ich bin mir sicher keineswegs "larmoyant". Vielleicht schreibe ich zu viel Negatives? Bin mir sicher, in Zukunft wird sich das ändern!
So, nun zum eigentlichen Thema:
Beurteilung (kurzgefasst)
Damit bin ich vollständig einverstanden:
Aufstellung des Unternehmens ist in der internen Struktur, sowie im Marktumfeld schlecht. Notwendige Positionen sind nicht oder nicht sachkompetent besetzt, der Gründer kann sich nicht vollständig der Unternehmensentwicklung widmen. Insgesamt wird der Eindruck eines zwanghaften (nr: was damit gemeint ist, ist mir nicht klar) Gründungsvorhabens mit viel Engagement, einer guten Idee, jedoch wenig Unternehmenskompetenz erweckt.
Die Beschreibung des Realisierungsgrades und der technischen Umsetzung auch im Geschäftsplan nicht ausreichend detailliert, sodass die bereits beschriebene Gefahr einer nicht vollständigen Umsetzung der Idee weiterhin besteht.
Marktpotenzial ist vorhanden und ausbaufähig, Schwierigkeit wird sein, Pilotkunden zu erhalten. Insgesamt scheint eine starke Diskrepanz zwischen existierendem Markt und der Fähigkeit des Gründers diesen Markt zu erschließen vorzuliegen.
Der Unternehmensgründung würde ein professioneller Betriebswirt- und Marketingfachmann sehr zum positiven Gelingen beitragen.
Das Projekt leistet einen geringen Beitrag zu förderpolitischen Zielen des Programms EXIST-Gründerstipendium, das Produkt ist in einer marktfähigen Version bisher nicht fertig gestellt.
Gegendarstellung
Mit Folgendem bin ich nicht einverstanden, bzw. glaube, dass es ein Missverständnis vorliegt:
Es wird die Konsistenz der Businessplankalkulation bemängelt:
"Besonders verwunderlich erscheint dies, da der Exist finanzierte Coach in seiner Bewertung aussagt, dass eine wesentliche Nachkalkulation der GuV Betrachtung sowie der Liquiditätsplanung gewesen sei. Wie dann Inkonsistenzen in dem Mittelbedarf der Jahre [...] (nr: an dieser Stelle bin ich noch nicht bereit, meine Zahlen öffentlich frei zu legen, gemeint ist aber, dass im GuV weniger Mittelbedarf vorzufinden ist, als in Liquiditätsbetrachtung) oder in Personalkosten [...] zustande kommen, ist nicht erklärlich. Auch verbleibt im Dunklen wie bei einer Planung von [] jedem Mitarbeiter eine Beteiligung von 25% am Unternehmensgewinn ausgezahlt werden soll"
- Zuallererst möchte ich meinen Coach in Schutz nehmen: Er ist in seinem Thema sehr kompetent und es war auch ein hartes Stück Arbeit, mit ihm über die Planung zu diskutieren, da er alles in Frage gestellt hat.
- Unterschied GuV und Liquiditätsplanung ist einfach zu erklären: in GuV wird die Umsatzsteuer nicht einbezogen, in Liqui dagegen schon und man sieht dann, dass die betrieblichen Ausgaben in Liq.-Plan deutlich mehr sind, als in GuV. Auch die tatsächliche Einzahlungen werden in Liq.-Plan mit einem drei monatigen Verzug gerechnet. Warum das dem Betrachter nicht aufgefallen ist, ist mir leider nicht klar.
- Personalkosten (Bemängelt wird, dass mit 1,6 MAs gerechnet, ausgegeben wird jedoch nur für den einen): Derjeniger, der das MA-Gehalt bekommt bin ich persönlich (Vollzeit, Gehalt ist EXIST-Gründerstipendium). Die restlichen 0,6 Mitarbeiter sind übers Jahr gemittelt: zweiter Mitgründer in der Teilzeit übers ganze Jahr ohne Gehalt und dritter Mitgründer in der Teilzeit ohne Gehalt ab Ende des Jahres.
25% Gewinnbeteiligung: Geplant sind die besagten 25% des Unternehmensgewinns an die Mitarbeiter auszuschütten. Beispiel: 500 T€ Gewinn, 10 Mitarbeiter. 125 T€ (25% von 500 T€) werden an die Mitarbeiter ausgezahlt, im leistungsabhängigem, vorher abgesprochenem Verhältnis. Im Schnitt jedoch bekäme jeder 12,5 T€ Bonus.
Und der letzte Punkt, wobei ich somit am Anfang des Artikels bin und folgende Ausschnitt in das [...] der Larmoyanz-Zitat eingefügt werden kann:
"z.B. die fehlende Sicherstellung einer Anschlussfinanzierung auf die falsche Kompetenz des Coaches geschoben wird"
Ich möchte noch ein Mal betonen: der Coach ist fachlich sehr kompetent. Es ist aber eine Unternehmensberatung, die eher auf "konservative Unternehmen" ausgerichtet ist. Was ich in meinem letzten Artikel/Bericht wiedergegeben habe ist aus meiner Sicht ganz einfache Sache: Unterm Strich war es aufgrund der fehlenden Aktivitäten im Bereich der innovativen und technologieorientierten Gründungen, falsche Entscheidung, diesen Coach auszuwählen (bzw. es gab keine Alternative).
Es ist natürlich abzuwägen: will man einfach Überprüfung des Businessplans, so ist das Ziel erreicht. Will man zusätzlich wirksame Hilfestellung zur Realisierung des Finanzierungsplans, so ist das leider nicht erreicht worden. Und ich bin der festen Überzeugung, dass ein Coach in beiden Punkten mitwirken sollte. Dazu bedarf es einer intensiven Vernetzung im Kreis der privaten Kapitalgeber und das hat leider nicht so geklappt, wie ich es mir erhofft habe.
Es ist, wie immer, ein ganzes Komplex an Ursachen und Ereignissen, die zudem geführt haben, was wir jetzt haben. Ich habe versucht, es in meinem Bericht auch selbstkritisch darzustellen. Und die Hauptsache ist, dass es weiter geht, jetzt aber in einer anderen Phase!