So lautet ein Abschnitt in einem Artikel zum Thema "Suche des Kapitalgebers" auf Förderland. In einem späteren Abschnitt wird ganz kurz erwähnt: "Aber Vorsicht: Die Chemie muss stimmen, weil Ihnen sonst die unternehmerischen Zügel aus der Hand genommen werden...". Ich denke, dass das Beschaffen von Informationen über den Kapitalgeber ist einer der wichtigsten Punkte im Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen einem Investor jeglicher Art und kapitalsuchendem Unternehmen. Man sollte soviel wie möglich über einen Investor erfahren, um einfach böse Überraschungen im späteren Geschäftsverlauf zu vermeiden. Wie kommt man an solche Informationen? Einfach offen Fragen stellen, wie zum Beispiel:
- Seit wann investieren Sie und was haben Sie davor gemacht?
- Wie viele Investments hatten Sie insgesamt?
- Wie viel Zeit haben Sie in einzelne Unternehmen investiert?
- Wie intensiv war die Zusammenarbeit?
- Wie viele davon waren erfolgreich?
- Was ist mit nicht erfolgreichen passiert?
- Wie viele Investments haben Sie heute?
- Wie intensiv arbeiten Sie mit ihren Investments zusammen?
- Nennen Sie die Ansprechpartner von ihren ehemaligen und aktuellen Investments.
Von all diesen Fragen, ist meiner Meinung nach, die letzte die wichtigste. Denn dann kann man die Unternehmen, in die der Investor investiert war oder ist, direkt nach ihren Erfahrungen mit dem Investor befragen. Falls der Investor nicht bereit ist, solche Informationen offen zu legen (und das merkt man, wenn einer ausweicht), dann ist er offensichtlich nicht der Richtige. Diese Fragen müssen geklärt werden, die Denkweise "Darüber spricht man nicht" ist an dieser Stelle fehl am Platz.
Ich bin überzeugt, dass diese Vorgehensweise etwas mit dem Win-Win-Oder-Kein-Geschäft-Gedanken zu tun hat: beide Parteien müssen etwas von ihrem Einsatz bekommen und beide müssen genaustens prüfen, ob die Zusammenarbeit in den nächsten drei bis fünf Jahren erfolgsbringend sein wird, oder nicht. Wenn ein Investor ein "Due Dilligence" durchführt, dann sollte auch sein potenzielles Investment das gleiche in umgekehrter Richtung tun. Und ohne einer ausreichenden Vertrauensbasis, die mit obigen, vielleicht auch unangenehmen, Fragen, aufgebaut werden könnte, ist ein solches Unterfangen zum Scheitern verurteilt (höchstwahrscheinlich auf die Kosten des Unternehmers).
Bericht aus der Praxis
Als ich mich im Rahmen des Start2Grow-Wettbewerbs mit einem hauptberuflichen Business Angel getroffen habe und nach dem zweiten Treffen dieser dann um meine Erwartungshaltung an ihn gebeten hat, habe ich ihm genau diese Fragen gestellt. Danach war sein Interesse nicht mehr da. Ich glaube, dass ich ihn mit meiner "Frechheit" eher beleidigt habe und bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe und es zu keiner Zusammenarbeit mit ihm gekommen ist. Zwei Sachen habe ich bei dieser Geschichte gelernt:
- Man sollte möglichst keinen fachfremden Investor an Bord nehmen
- Man sollte die Vergangenheit und die Geschäftspraktiken des Investors kennen
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