Mittwoch, 6. Mai 2009

Wie funktioniert ein Venture Capital Unternehmen

Alles was ich hier beschreibe, habe ich während des Workshops von Olaf Jacobi (Target Partners, er hat auch eine Kolumne bei Förderland) zum Thema „Business Angel oder Venture Capital“ beim IdeaLab 2008 notiert. Diese Informationen empfinde ich als sehr nützlich, da sie die Funktionsweise einer Venture Capital Gesellschaft wiedergeben und auch darstellen, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um ein Investment zu erhalten. Warum ich erst jetzt es wiedergebe hat einen einzigen Grund: ich habe meine Unterlagen neu organisiert und entrümpelt. Alles wichtige möchte ich natürlich dauerhaft festhalten. Dieses Blog scheint mir in Moment das geeignete Ort dafür zu sein.

Investorengruppen und Unternehmensphasen

Zunächst etwas Grundsätzliches: ein Unternehmen durchläuft in seinem Lebenszyklus verschiedene Phasen und abhängig von der aktuellen Phase werden auch unterschiedliche Investoren/Geldgeber benötigt.

Unternehmensphasen:

Folgende Investorengruppen gibt es grundsätzlich:

  • Unternehmer selbst

  • Family, Friends and Fools (FFF): Geldgeber aus dem persönlichen Umfeld der Gründer und Sympathisanten

  • Business Angel: Aktive oder ehemalige erfahrene Unternehmer

  • Seed Investor: Institutionelle Förderer

  • Venture Capital: Institutionelle Investoren, die mit Hilfe der eigenen Investmentfonds agieren, davon gibt es zwei Arten:

    • klassisch – unabhängige Gesellschaften, deren Fonds von mehreren verschiedenen Anlegern aufgebaut sind

    • corporate – Venture Capital Gesellschaften, die innerhalb eines Konzerns agieren und einen Fokus haben, der dem Konzern-Fokus entspricht. Z.B. T-Venture von der Telekom, oder auch Siemens Venture Capital. Die Fonds dieser VCs sind also überwiegend Konzern-abhängig.

  • Bank: Leihen das Geld per Kredit aus, welches vollständig besichert werden muss.

Alle diese Investoren haben folgende Eigenschaften in verschiedensten Ausprägungen, sowie erste Entscheidungskriterien:

Eigenschaften eines Investors

Erste Entscheidungskriterien

  • Investment-Horizont

  • Skills (Qualifikation/Fähigkeiten)

  • Zusatznutzen (Expertise, Kontakte/Netzwerk, …)

  • Investmenthöhe im Einzelnen und im Gesamten (wie tief sind die Taschen des Investors)

  • Motivation und Ziele

  • Industrie

  • Phase

  • Team

Bei der Auswahl eines Investors muss ein Unternehmen also genau auf die Eigenschaften des potentiellen Investors achten, im Gegenzug muss das Unternehmen dem Investor nach den ersten Entscheidungskriterien passen.

Funktionsweise einer VC-Gesellschaft

Um die Motivation und Ziele einer VC-Gesellschaft (hier einer klassischen VC-Gesellschaft) nachzuvollziehen muss man verstanden haben, wie solch ein Unternehmen funktioniert. Die Funktionsweise einer VC-Gesellschaft erklärt auch, warum sie in den Early Stage und Expansion-Phasen investieren.

Ein VC Unternehmen investiert aus einem oder mehreren Investmentsfonds, wobei das Fonds mit dem Geld von so genannten Limited Partners (Banken, Versicherungen, Fonds usw.) gefüllt wird. Die Limited Partners legen in das Fonds zwischen 5 und 20 Millionen Euro an und erwarten von ihren Anlagen 20 bis 30 Prozent pro Jahr zurück, die von der VC Gesellschaft „garantiert“ werden. Das Fonds hat immer eine begrenzte Laufzeit, die normalerweise 10 Jahre beträgt. So erwartet ein Limited Partner nach einem Investment*) in das Fonds und 10 Jahren Laufzeit Verzehnfachung seiner Anlagen.

Das VC Fonds wird von etwa 5 Investmentmanagern verwaltet, die ihrerseits in etwa 17-20 Unternehmen (nach den ersten Entscheidungskriterien und einem umfassenden Due Dilligence) investieren und betreuen. Jeder ist also in der Lage 5 Unternehmen zu betreuen, denn mehr geht kapazitätsbedingt nicht. Die Investitionsvolumen pro Unternehmen betragen dabei zwischen 3 und 5 Mio. € . Erwartet wird (auch nach Abzug der nicht erfolgreichen Investments), dass pro Unternehmen etwa die Hälfte des Fonds nach dem Desinvest an den VC zurückfließen, damit die garantierten 20-30 Prozent pro Jahr den Limited Partnern zurückgegeben werden können.

Diese Tatsache stellt hohe Anforderung an das Potential eines Unternehmens, welches eine VC Investition erhalten möchte: Angenommen, ein VC investiert in ein Unternehmen 5 Mio. für 33% Anteile bei einer Gesamtbewertung von 20 Mio. Nach dem Desinvest muss das Unternehmen also eine Bewertung von 200 Mio haben, um die erwarteten 50 Mio an den VC zurückgegeben zu können. Diese Steigerung des Unternehmenswertes stellt also sehr hohe Anforderungen an das Geschäftsmodell: nicht jeder hat eine Geschäftsidee und das Modell, die solch eine Steigerung in wenigen Jahren einbringen kann. Und nicht jeder benötigt für seine Entwicklung 3-5 Mio. Euro, denn weniger kann eine VC-Gesellschaft wegen dem vielen Aufwand gar nicht investieren. Es ist sogar so, dass der VC-Gesellschaft egal ist, ob es 3 oder 5 Millionen sind: der Aufwand bei 3 und 5 ist der gleiche und erwartet wird sowieso die Hälfte des Fonds beim Desinvest zurück.

Kurz gesagt: es hat gar keinen Sinn VC als Geldgeber zu betrachten, wenn man weniger als 3-5 Mio. benötigt und nicht die geforderte Steigerung in wenigen Jahren in einem trotzdem „konservativ gerechneten“ Businessplan aufweisen kann.

Im nächsten Beitrag möchte ich die „Beteiligungsmathematik“ darstellen.



*) Die Limited Partners investieren das reale Geld nicht gleich bei Eröffnung des VC Fonds, sondern erteilen eine Zusage, die im schlimmsten Fall zurückgezogen werden kann (z.B. wegen der wirtschaftlichen Situation des Partners). Daher ist es wichtig zu wissen, in welchem Stadium befindet Sich ein VC Fonds (besser, wenn in den ersten 3 Jahren, denn sonst muss man mit viel Druck und Wirbel seitens des VCs rechnen, weil das Geld zurückgeholt werden muss) und zum anderen, wie Groß ist das Fonds tatsächlich (wie tief sind die Taschen des VC)


Siehe auch:
Business Angel
Risikokapital
VC-Finanzierung für junge Unternehmen

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