Montag, 13. Oktober 2008

Eindrücke von IdeaLab

Am Freitag und Samstag war ich auf IdeaLab, dem „Gründerkongress“ in Vallendar gewesen. Zusammenfassend: Dank dem Gründernachlass, (99€ statt 249€) hat sich die Veranstaltung für mich persönlich gelohnt. Hätte ich den vollen Preis bezahlt, wären die restlichen 150€ raus geschmissenes Geld. Wenn ich die 99€, die ich bezahlt habe, auf zwei Tage verteile, dann wäre der erste Tag mir 30€ von 50€ wert, der zweite dafür, dank hervorragendem Workshop, 70€ von 50€. Insgesamt komme ich also auf 100€ für beide Tage es hat sich also gelohnt.

Was hat mir also bei IdeaLab nicht gefallen:

  1. Unausgewogenheit. Der Fokus der ganzen Veranstaltung lag übermäßig im Mikrokosmos der Web-Gründungen. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass alle (Kapitalgeber, Gründer, Veranstalter, viele Stundenten) wie in einer Soap-Serie sich gegenseitig kennen, jeder mit jedem schon was gehabt hat (gegeseitige Bejübelung, Investitionen, Projekte, Praktikanten usw.). Die anwesende Prominenz der Geldgeber (Samwer, Gadowski, Jung, Holzbrink usw.) der „Web-Szene“ wirkt irgendwie gleich, weil alle irgendwie in gleichen Projekten involviert sind. Und wenn jeder für sich behauptet, zusätzlich zum Kapital auch Smart Money, also einen Netzwerk zu Verfügung zu stellen, dann habe ich das Gefühl das das bei allen das selbe ist...

  2. Schnelles Geld und kurzfristiges Denken. Exit, exit, exit, zur richtigen Zeit: das ist alles was zählt und wofür überhaupt ein Unternehmen (hier sicherlich ein Web-Unternehmen) gegründet wird. Schnell was aufbauen und schnell weiterverkaufen (3-5 Jahre), wie es weiter geht, interessiert es keinen mehr. Mag mit Sicherheit für Web-Startups gelten, auch zum Teil für Technologie-orientierten Unternehmen, aber irgendwie fehlt da die Nachhaltigkeit...

    Frage aus dem Publikum, beim Vortrag des Julian Riedlbauer, Corporate Finance Partners, Beratungsunternehmen für Fusionen und Übernahmen (M&A): „Die Generation meiner Eltern und Großeltern ist das Thema Unternehmertum mit der Einstellung des Lebenswerks angegangen. Hat es heute keine Bedeutung?“


    Antwort: „Heute nicht mehr Zeitgemäß. Heute gibt es Serial Entrepreneure“

    Sehr viel wurde am Beispiel XING herumgeritten: zu früh verkauft, man könnte für mehr verkaufen, die Firma wird von der Börse nicht so bewertet, wie sie sollte usw... Dass die Firma stabil die Einnahmen und Gewinne steigert, diese mit den Aktionären teilt, wird irgendwie nicht beachtet.

  3. Denglisch, Denglisch, Denglisch. Schlimmer als in IT.

  4. Mehr Studenten der WHU, als Gründer. Zumindest hatte ich das Gefühl. Sehr junge (überwiegend wohlhabende) Leute, zu sehr von dieser Bejubelung im Web-Bereich und der Erfolgsgeschichten fasziniert. Vielleicht deswegen, weil viele Absolventen der WHU aus dem Web-Bereich vorgetragen haben, viele Studis machen bei denen Praktika usw. Die Leute wollen ein eigenes Unternehmen führen, aber wissen oft nicht zu welchem Thema.

    Olaf Jacobi, von Target Partners (Risikokapitalgeber) hat wohl richtig gesagt: die richtigen Innovationen geschehen auf den technischen Unis, ihr als gründungswillige BWLer solltet Euch dort umschauen und mit denen zusammen schließen.

  5. Didaktische Aufbereitung der Vorträge von einigen Rednern. Oliver Samwer hat zum Beispiel zur sehr in seinem Vortrag von einem Thema zu einem anderen gewechselt und ist hin und her gesprungen. Für mich war die Aussage seines Vortrags unklar. Ständig hat man das Wort-Parasit „round-about“ gehört. Für ihn ist die Idee wichtiger als das Team, das es umsetzen soll.

    Lukasz Gadowski hat scheußliche Folien aufgelegt, die von seinem sehr guten Vortrag eigentlich nur abgelenkt haben. Konnte die Frage aus dem Publikum „wie unterscheidet sich denn das Team Europe Ventures von European Founders Fund?“ nicht ausreichend beantworten: „wir sind etwas offener als EFF, die sind etwas älter und haben mehr Erfahrung.“ Dazu sehe Punkt 1.

  6. Elitäre Hauch dank Apple. Nichts gegen Apple-Produkte, aber so eine Konzentration von iPhones, MacBooks und AirMacs habe ich auf so wenig Platz noch nie gesehen. Dazu natürlich jeweils eine Dose RedBull.

Was mir gefallen hat:

  1. Eindeutig das Workshop von Olaf Jacobi zum Thema Business Angel oder Venture Capitalist? Im Workshop hat er didaktisch sehr gut dargestellt, welche Finanzierungsmöglichkeiten stehen einem Unternehmen, in welchen Fällen sollte man sie beanspruchen, wie funktioniert eine VC-Gesellschaft, welche Ziele sie hat und wo der Unterschied zu den BA's liegt. Sehr, sehr aufschlussreich. Seine kritische Haltung zum Fokus des Kongresses ausschließlich aufs Web wurde vom Großteil der Teilnehmer geteilt.

  2. Offenheit der Veranstaltung. Man konnte sehr einfach mit den Leuten auf allen Seiten ins Gespräch kommen. Insbesondere die Personen auf der Kapitalgeber-Seite waren nicht nur zum Greifen nah sondern auch zu Einzelgesprächen bereit.

  3. Vortrag von Kolja Hebenstreit. Dafür, dass er 24 ist, hat er einen sehr wichtigen Vortrag zum Thema Key Performance Indicators gegeben und man hat es bemerkt, dass er darin ein Koryphäe ist. Bemerkenswert.

  4. Ehssan Dariani hat mächtig für Stimmung und Unterhaltung gesorgt:)

Werde ich noch mal zu IdeaLab gehen? Wenn sie ihren Fokus nicht ausgewogen kriegen, auf keinen Fall. Wenn ja, werde ich auch nächstes Jahr mit Sicherheit dabei sein. Sonst ist es nur für Web-Startups aus den Bereichen Social Networks und Web-Shop von Interesse...

P.S.

Die Organisation der Veranstaltung war spitze. Vielen Dank dafür.

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